Die Rolle von Emoji in der Sprachwissenschaft

 

Die Sprachwissenschaft erforscht, wie sich die Verwendung von Emojis auf den Gebrauch von Sprache als Kommunikationsmittel auswirkt. Zentrale Fragestellungen sind hierbei:

 

  •     Bereichern Emojis die Kommunikation?
  •     Beeinflussen Emojis die Fähigkeit richtig schreiben zu können negativ?
  •     Wird Emojis eine einheitliche Bedeutung beigemessen?
  •     Welche nationalen Unterschiede gibt es in der Bildsprache?

 

Im Jahre 2015 hatte die Plattform Oxford Dictionaries das Emoji "Smiley lacht Freudentränen" zum Wort des Jahres gewählt. Das unterstreicht den Einfluss von Emojis auf unsere Sprache.

 

 

Emojis als Kommunikationsmittel

 

In seiner Studie "Zu kommunikativen Funktionen von Emojis in der WhatsApp-Kommunikation" [DOI 10.1515/9783110567786-007, Walter de Gruyter GmbH] aus dem Jahre 2017 unterteilt Steffen Pappert  Emojis in neun Funktionstypen:

 

  1. Rahmung - Emojis, werden genutzt, um der textlichen Kommunikation einen (emotionalen) Rahmen zu geben
  2. Ökonomisierung - Emojis, die das Schreiben von Text ersparen
  3. Beziehungsgestaltung
  4. Modalisierung - z.B. zur Verdeutlichung, dass ein Text scherzhaft gemeint ist
  5. Kommentierung / Evaluierung - z.B. Daumen hoch oder runter
  6. Strukturierung
  7. Darstellung - z.B. das durch Text Gesagte, wird durch Emojis nochmals dargestellt
  8. Ludische Funktion - spielerische, mehrdeutige Nutzung von Emojis
  9. Ausschmückung - Emojis werden zur Dekoration des Textes genutzt

 

Für die Studie wurden ca. 2.000 Einzelpostings ausgewertet und analysiert. Pappert kommt u.A. zu dem Ergebniss, dass insbesondere die Nutzung von Emojis als Rahmung ein an Bedeutung zunehmender Aspekt der Internetkommunikation ist. Denn ähnlich wie der Gesichtsausdruck bei einem persönlichen Gespräch, können Emojis den Interpretationsrahmen des geschriebenen Textes liefern und so die "Tonlage" der Worte bestimmen.

 

 

Emojis als Ausdrucksmittel für Ironie

 

Der Satz "Heute ist ein schöner Tag." in einer WhatsApp-Kommunikation, gefolgt von einem "Sonnen-Emoji", betont den Text durch ein mit der Wortbedeutung im Einklang stehendes Emoji. Der selbe Text gefolgt von einem "Regen-Emoji" , wird der Empfänger hingegen i.d.R. als ironische Aussage auffassen. Für den Empfänger der Nachricht, sofern er sich in der selben "Wetterzone" wie der Sender befindet, ist die Ironie eindeutig erkennbar. Für die maschinelle Auswertung des Textes einschließlich des darstellenden oder modalisierenden Emojis, fehlt diese Zusatzinformation, wenn keine digitalen Wetterdaten vom Standort des Senders einbezogen werden, sodass nur auf Erfahrungswerten basierend "entschieden" werden kann, ob die getroffen Aussage ironisch gemeint ist oder nicht.

 

Literaturhinweis: The role of emoji in irony detection, Giulia Bettelli and Francesca Panzeri, Intercultural Pragmatics 2023; 20(5): 467–493, https://doi.org/10.1515/ip-2023-5001 De Gruyter Mouton.