Die Rolle von Emoji in der Sprachwissenschaft
Die Sprachwissenschaft erforscht, wie sich die Verwendung von Emojis auf den Gebrauch von Sprache als Kommunikationsmittel auswirkt. Zentrale Fragestellungen sind hierbei:
Im Jahre 2015 hatte die Plattform Oxford Dictionaries das Emoji "Smiley lacht Freudentränen" zum Wort des Jahres gewählt. Das unterstreicht den Einfluss von Emojis auf unsere Sprache.
Emojis als Kommunikationsmittel
In seiner Studie "Zu kommunikativen Funktionen von Emojis in der WhatsApp-Kommunikation" [DOI 10.1515/9783110567786-007, Walter de Gruyter GmbH] aus dem Jahre 2017 unterteilt Steffen Pappert Emojis in neun Funktionstypen:
Für die Studie wurden ca. 2.000 Einzelpostings ausgewertet und analysiert. Pappert kommt u.A. zu dem Ergebniss, dass insbesondere die Nutzung von Emojis als Rahmung ein an Bedeutung zunehmender Aspekt der Internetkommunikation ist. Denn ähnlich wie der Gesichtsausdruck bei einem persönlichen Gespräch, können Emojis den Interpretationsrahmen des geschriebenen Textes liefern und so die "Tonlage" der Worte bestimmen.
Emojis als Ausdrucksmittel für Ironie
Der Satz "Heute ist ein schöner Tag." in einer WhatsApp-Kommunikation, gefolgt von einem "Sonnen-Emoji", betont den Text durch ein mit der Wortbedeutung im Einklang stehendes Emoji. Der selbe Text gefolgt von einem "Regen-Emoji" , wird der Empfänger hingegen i.d.R. als ironische Aussage auffassen. Für den Empfänger der Nachricht, sofern er sich in der selben "Wetterzone" wie der Sender befindet, ist die Ironie eindeutig erkennbar. Für die maschinelle Auswertung des Textes einschließlich des darstellenden oder modalisierenden Emojis, fehlt diese Zusatzinformation, wenn keine digitalen Wetterdaten vom Standort des Senders einbezogen werden, sodass nur auf Erfahrungswerten basierend "entschieden" werden kann, ob die getroffen Aussage ironisch gemeint ist oder nicht.
Literaturhinweis: The role of emoji in irony detection, Giulia Bettelli and Francesca Panzeri, Intercultural Pragmatics 2023; 20(5): 467–493, https://doi.org/10.1515/ip-2023-5001 De Gruyter Mouton.
Emojis als Weltsprache (Esperanto)?
Der Mitteldeutsche Rundfunk (mdr) widmete sich Anfang 2024 der Frage, ob die Emojisierung das Zeug zum neuen Esperanto haben. Emoji kämen mittlerweile auf der gesamten Welt zum Einsatz, daher müsse, so der mdr, gefragt werden, ob die Bildsprache geeignet sei, über Ländergrenzen hinweg als Sprache zu dienen. Zu scheitern scheint dieser Siegeszug von Emoji allerdings bereits daran, dass Emoji nicht als Sprache, sondern lediglich als Sprachergänzung zu sehen sind.
Artikel des Goethe-Institutes: Wie Bildzeichen die Kommunikation verändern
Artikel: Emojisierung: Haben die bunten Bildchen das Zeug zum neuen Esperanto?
Artikel: Verändern Emojis unsere Sprache
Studie: Unterschiedliche Interpretationen von Emoji (Englisch)
Artikel: Verjüngung der Sprache durch Emojis
Begründung ein Emoji als Wort des Jahres 2015 (Englisch)